Herz Jesu

Die Herz Jesu Kirche liegt im Stadtteil Bövinghausen direkt an der belebten Provinzialstraße. Adresse: Provinzialstraße 373, 44388 Dortmund

Kirchenführer

Unsere Herz-Jesu-Kirche ist vor dem Beginn des 2. Vatikanischen Konzils klug vorausschauend für die Zukunft geplant worden, denn durch diese Architektur haben die Erbauer – Architekt, Gemeindevertreter/ innen und Pfarrer – wichtige Konzilsentscheidungen zur Liturgie und zum Selbstverständnis von Kirchengemeinden vorweggenommen. Deshalb sollte die Herz-Jesu-Kirche allen Gemeindemitgliedern und Besuchern eine Verpflichtung sein, auch heute mutig die im pastoralen Raum anstehenden Aufgaben im Geiste des Konzils in Angriff zu nehmen.

Texte: Michael Lippa

Fotos: Sabine Heese und Michael Lippa

Die Herz-Jesu-Kirche hatte eine „Notkirche“ von 1908 als Vorgängerin, die wegen schwerer Kriegsschäden nach 1945 teilweise neu aufgebaut wurde. Sie stand auf der Rasenfläche vor dem Pfarrhaus, neben der heutigen Kirche.
Die jetzige Herz-Jesu-Kirche wurde am 20. März 1965 vom Paderborner Erzbischof Lorenz Kardinal Jaeger eingeweiht. Ihre Planung begann aber schon vor 1962, dem Jahr der Eröffnung des 2. Vatikanische Konzils. Trotzdem ist sie wohl die Kirche im Dortmunder Westen, deren Architektur die Konzilsbeschlüsse zum Selbstverständnis von Weltkirche und Kirchengemeinde am deutlichsten widerspiegelt.

Der hohe Turm (32m) und die Frontseite der Kirche mit ihren massiven Beton- und Klinkerflächen wirken vielleicht etwas abweisend. Dieser Eindruck wird durch das große Fenster, das aus zwei Kreuzen zusammenwächst und den Fries über dem Haupteingang aufgehoben, denn er stellt die Fußwaschung, das Abendmahl mit Jesus und den Aposteln und die Begegnung des „ungläubigen Thomas“ mit dem auferstandenen Jesus dar. Es ist so, als ob Jesus zu uns spricht: „Kommt herein, ihr seid eingeladen im Gottesdienst Gemeinschaft mit mir und unter einander zu haben, dient einander und glaubt an mich.“

In der Turmnische hängt seit 2005 die „Schutzmantelmadonna der Nationen“, ein Werk des westfälischen Bildhauers Willi Potthoff. Maria behütet Menschen aus allen Teilen der Erde. Das Marienbild wird zu besonderen Anlässen in die Liturgie mit einbezogen. Hier wurde angesichts von Fremdenfeindlichkeit und Flüchtlingsproblemen für Toleranz und Gastfreundschaft gebetet. Im Marienmonat Mai endet der Sonntagsgottesdienst vor diesem Bild mit Fürbitten und Liedern, in denen Maria um ihre Fürsprache bei Gott angerufen wird.

Selbst an einem trüben Wintertag ist der Chorraum, verglichen mit dem Kirchenschiff, strahlend hell. Das große Kreuz (Albert Brauner, nach 1948), Altar, Tabernakel und Lesepult (Ambo) erscheinen so ganz deutlich als das Zentrum der Kirche. Den Eintretenden kann es erinnern an „Christus, das Licht der Welt“. Da unsere Kirche nach Osten ausgerichtet ist, sind die Lichtverhältnisse vormittags besonders eindrucksvoll.
Mit ihrer zeltförmigen Decke stellt sich unsere Kirche als  „Das Zelt Gottes unter den Menschen“ dar und erinnert an das Zelt, in dem die Israeliten auf ihrem Zug durch die Wüste die Bundeslade aufbewahrten.

Obwohl der Architekt Kurt Dreikauß die Kirche vor 1962 geplant hat, dem Jahr, in dem das 2. Vatikanische Konzil erst begann, ist sie konsequent schon auf die Liturgiereform von 1970 hin konzipiert: Altartisch statt Hochaltar, Tabernakel freistehend auf einer Stele und nicht auf einer Tischfläche, wie es vor dem Konzil vorgeschrieben war, Ambo statt Kanzel – alles zueinander passend aus Anröchter Marmor. Durch die Form des Kirchenschiffs und den abfallenden Fußboden hat der Architekt dafür gesorgt, dass man von allen Plätzen aus das Geschehen im Chorraum gut verfolgen und so wirklich mitfeiern kann. Er schuf damit die bauliche Voraussetzung für die Forderung des Konzils, dass die Gläubigen verständig und in voller, tätiger und gemeinschaftlicher Teilhabe den Gottesdienst feiern sollten.

Links und rechts vom Chorraum stehen Skulpturen des heiligen Josef – geschnitzt von Franz Telger aus Coesfeld-  und der heiligen Maria. Für die Gemeinde in einem Arbeitervorort war der heilige Josef als Patron der Arbeiter sehr bedeutsam. Die Marienfigur wurde etwa 1970 von der Frauengemeinschaft unserer Gemeinde gestiftet.

Auf der Empore über dem Eingang sieht man die 1995 erneuerte und erweiterte Orgel. Sie wurde von der Orgelwerkstatt Lothar Simon& Sohn in Borgentreich mit 23 Registern gebaut.

Hinten in der Kirche ist ein Ort des stillen Gebets vor der Marien-Ikone. Es ist die Nachbildung einer byzantinischen Ikone aus dem 16. Jh.: „Die Gottesmutter der Passion“.

Zur Taufkapelle muss man eine Stufe hinuntergehen, so wie die Menschen bei der Taufe durch Johannes in den Jordan hinabsteigen mussten.

Das Fenster verkündet: In der Taufe werden Christen aus dem Wasser und dem Heiligen Geist neu geboren.
Der Taufstein mit dem geschnitzten Deckel stammt noch aus der alten Kirche etwa von 1908.

Die Ikone im Seitenschiff zeigt Christus mit den zwölf Aposteln: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“

Das erste Betonglasfenster zeigt das „Herz-Jesu“ entsprechend dem Namen der Kirchen und der Gemeinde, umgeben von einer Dornenkrone. Die weiteren Fenster weisen auf dieses hin, indem sie das urchristliche Symbol der Fische zeigen und mit den bunten Glassplittern den Lebensweg Jesu nachzeichnen: Von seiner Geburt (grün), über Verkündigung des Reiches Gottes (blau), Leiden (violett) und Tod (rot) zur Verherrlichung durch Gott als Christus, der König (goldgelb). Die  Fenster sind von Theodor Uhlmann geschaffen worden.

Zwischen den Fenstern hängt das Kolpingrelief, gestiftet von der Kolpingsfamilie anlässlich des 200. Geburtstags Adolph Kolpings im Jahr 2013. Es erinnert zudem an den Kolping-Gesellentag im Juni 1933 in München, der nur unter großen Repressionen der national-sozialistischen Machthaber stattfand und an dem sogar Männer aus Bövinghausen teilnahmen. Das Relief wurde ebenfalls von Willi Potthoff gestaltet.