Ich will sich segnen, ein Segen sollst du sein.

Segen und Segensfeier - was ist das?

Es sind die letzten Kilometer beim Stadtmarathon: Die Läufer rennen dem Zeil entgegen, der Wegrand ist gesäumt von Zuschauen, Fans und Familien. Sie sind gekommen um die Läufer anzufeuern: “Du schaffst das!”, “Halt durch!”, “Du bist Spitze!”. Wasserbecher und Energieriegel werden den Läufern zugesteckt. Applaus begleitet ihren Weg. Auf der Zielgeraden fliegen Seifenblasen und Konfetti. Und die Läufer laufen diese letzten Meter mit doppelter Kraft.

Es ist ein ungewöhnliches Bild, aber vielleicht ein treffendes für das, was die Bibel unter “Segen” versteht. Das Wort „segnen“ stammt von dem lateinischen Wort „signare“ ab und bedeutet „bezeichnen“ oder „mit dem Kreuzzeichen signieren“. In der Kirche heißt der Segen auch „Benediktion“. Das kommt ebenfalls aus dem lateinischen „bene dicere“ und heißt „Gutes zusagen“.

Segnen bedeutet somit das gute Worte über jemanden oder in sein Leben hinein gesprochen werden. Und derjenige, der segnet ist nicht etwa ein Priester oder der Mensch, der den Segen spricht, sondern Gott selbst. Er ist der, der segnet. Ein Segen gibt Kraft, feuert einen an und tut gut.

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Was ist eine Segnung?

Jede Segnung ist eine Ehrung Gottes, der mit der Bitte um seinen Schutz verbunden ist und einem anderen zugesprochen werden. Die Segnung ist sozusagen der Moment bzw. das Ritual oder die Segensfeier, in dem der Segen einem oder mehreren Menschen geschenkt wird.

Gesegnet werden vor allem Menschen. Es können aber auch die Gaben der Natur und die Produkte der Technik gesegnet werden, damit sie auf Gott ausgerichtet und zu seiner Ehre benutzt werden.

Am bekanntesten ist der Tischsegen (Tischgebet). Aber auch der Segen der Eltern für ihre Kinder ist verbreitet. Außerdem gibt es den Wettersegen um ein gutes Erntejahr, die Segnungen von Haus und Wohnung, den Krankensegen, den Reisesegen und vieles mehr.

Segnungen finden sich auch an vielen Stellen des Kirchenjahres: Gesegnet werden Wasser, Kreide und Weihrauch am Dreikönigsfest; Kerzen an Mariä Lichtmess, Speisen an Ostern, Kräuter an Mariä Himmelfahrt und der Wein am Johannestag (29. Dezember) …

Was ist eine Segensfeier?

Eine Segensfeier ist ein feierlicher Rahmen, zum Beispiel ein Gottesdienst, in dem Menschen, Tiere, Gegenstände … gesegnet werden.

Diese Segensfeiern können individuell auf die Situation des oder der Menschen zugeschnitten werden. Als Beispiel ist hier die „Willkommen im Leben Feier“ zu nennen, oder die Paarsegnung.

Andere Segensfeiern sind offene Angebote, zu denen alle eingeladen, die sich in einer konkreten Lebenssituation befinden und sich oder jemanden segnen lassen wollen. Hier sind die Schwangerensegnungen, Familiensegnungen, Tiersegnungen … zu nennen.

Empfangen und Schenken

Zunächst einmal: einen Segen kann grundsätzlich jeder aussprechen, da Gott es ist der segnet. So können Eltern ihre Kinder zum Beispiel morgens vor der Weg in die Schule segnen oder abends vor dem Einschlafen. Partner können sich für den bevorstehenden Tag oder zum Jahrestag segnen, Kranke und Sterbende können von jedem gesegnet werden …

Ein Segen ist wie ein Geschenk, das gleichzeitig empfangen und weitergeben werden kann. Gott sagte einmal zu Abraham: “Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.”. (Gen 12,2)

Wer darüber nachdenkt, wo Menschen im eigenen Alltag gesegnet werden können, wird schnell fündig. Dies kann vielleicht im Stillen geschehen, ohne dass derjenige oder diejenige es hört. Vielleicht aber auch ganz offen, indem jemandem einfach mal Gutes zugesprochen wird. Besonders da, wo es keiner erwartet: Am Arbeitsplatz, an der Kasse im Supermarkt oder auch mal mitten im Streit. Oft ist dann zu spüren, wie solch ein Segen zu einem zurückkommt.

Wie kann der Segen wirksam werden?

Damit ein Segen wirksam werden kann, müssen vier Dinge zusammen kommen.

Erstens: Ein Segen ist immer ein guter Wunsch für jemanden (eine Person oder ein Geschöpf).

Zweitens: Der Segen schließt die Bitte an Gott ein, jemandem (einer Person, einem Geschöpf) etwas Gutes zu tun beziehungsweise erfahren zu lassen.

Drittens: Im Segen ist das Versprechen des Segnenden eingeschlossen, dem anderen das Gute auch wirklich zu gönnen – also eine Art Selbstverpflichtung des Segnenden.

Und Viertens: Der Segen schließt die Bereitschaft der Person ein, die sich segnen lässt. Sie muss bereit und offen dafür sein, den Segen aus Gottes Hand zu empfangen.

Wenn diese vier Elemente zusammenkommen, dann kann der Segen wirken und sich entfalten.

Das älteste Stück Bibel

Besonders bekannt ist der Segen, den Mose von Gott erhalten hat, und den sein Bruder Aaron und dessen Söhne über das Volk Israel sprechen sollten: „Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden. So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen und ich werde sie segnen.“

Dieser aaronitische Segen ist übrigens auch das älteste erhaltene Stück Bibel. Es wurde 1979 bei Ausgrabungen in Jerusalem in einem Grab aus dem 8. Jahrhundert vor Christus gefunden. Der Segensspruch war auf einem kleinen, zusammengerollten Stück Silber eingraviert, welches um den Hals getragen wurde.