Erstens
In der biblischen Schöpfungserzählung, der ersten Erzählung überhaupt in der Bibel, heißt es: Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie (Gen 1,27). Gott ist somit sowohl männlich als auch weiblich. Wird dieser Gedanke fortgeführt, kann gefragt werden: Warum ist Jesus als Mann auf die Welt gekommen und nicht als Frau? Vermutlich weil eine Frau aufgrund der damaligen gesellschaftlichen Rolle, keine Chance gehabt hätte, mit der Frohen Botschaft gehört zu werden. Was wäre wenn die gesellschaftlichen Rollen damals umgekehrt gewesen wären?
Alleine dieser Gedanke zeigt, wie müßig und unsinnig es ist, sich über Traditionsargumente in dieser Frage Gedanken zu machen.
Zweitens
Wenn die Ebenbildlichkeit von Mann und Frau ernst genommen wird, ist es unmöglich, dass nur ein Mann den Mann Jesus Christus repräsentieren kann. Daraus würde nämlich folgen, dass Frauen einen Mangel haben müssten, der dies nicht möglich macht. Das dies der genannten Ebenbildlichkeit widerspricht ist offensichtlich.
Diese beiden Gedanken zeigen, dass grundlegend über die Gleichberechtigung von Mann und Frau in kirchlichen Ämtern nachgedacht werden muss. Und zwar jenseits von Traditions- und Vollmachtsargumenten.
Weltkirche
Bei allen Argumenten, die in der Diskussion genannt werden, darf eins nicht vergessen werden: Die katholische Kirche ist eine Weltkirche! Dass was für die westliche Welt eine selbstverständliche Frage und Forderung ist, ist in weiten Teilen der Welt nicht einmal im Ansatz denkbar, da die Rolle und Stellung der Frau dort leider noch eine andere ist als die des Mannes.
Dies zeigt wie wichtig es ist, nicht nur die eigene Sicht und Situation zu bedenken, sondern über den Tellerrand hinauszusehen. Auf der anderen Seite zeigt sich, wie wichtig Diversität und Pluralität ist und gleichzeitig das Verbindende nicht aus den Augen verloren werden darf. Wie heißt es doch: die Hoffnung stirbt zuletzt – oder aus christlicher Sicht: Meine Hoffnung lebt!